Im Vorhaben PFLEX SACHSEN werden zehn ambulanten Pflegeunternehmen bei der Verbesserung ihrer Arbeitsprozesse u.a. begleitet. Sogenannte Lern- und Experimentierräume in den Pflegeunternehmen ermöglichen neue Formen der Mitbestimmung und Mitgestaltung, das Experimentieren mit neuen Technologien die Verbesserung sozialer Beziehungen. Betroffene werden somit zu Beteiligten gemacht! Flankiert wird das Vorhaben von einem Wissens- und Kompetenzpool sowie der Förderung der sachsenweiten Vernetzung in der Pflegebranche.
Die Folgen der demografischen Entwicklung wirken sich in doppelter Weise auf das Arbeits- und Berufsfeld Pflege aus: Die Alterung der Bevölkerung lässt die Nachfrage nach Pflegedienstleistungen steigen. Gleichzeitig verkleinert sich der Pool an Beschäftigten, aus dem der Bedarf an potentiellen Pflegefachkräften gedeckt werden kann [BMG, 2017b; Hämel & Schaeffer, 2012, S. 41; Melzer, 2017; Schaar, 2016; Viere, 2016].
Besonders im Freistaat Sachsen, der stärker als andere Bundesländer vom demografischen Wandel betroffen ist, wird die Deckung des künftigen Bedarfs auf dem Pflegearbeitsmarkt mit besonderen Herausforderungen verbunden sein: Hier lebten bereits im Jahr 2015 insgesamt gut 166.800 Pflegebedürftige, die im professionellen Bereich der Pflege von rund 83.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – darunter gut 14.800 Fachkräften und 12.500 Helfern in der Altenpflege – direkt oder indirekt betreut und versorgt wurden [IAB-Regional Sachsen 02/2018].
Im Jahr 2030 werden im Freistaat Sachsen insgesamt 64.300 professionelle Pflegekräfte benötigt, um die rund 212 000 Pflegebedürftigen zu versorgen. Dies entspricht gegenüber dem Jahr 2015 einem Mehrbedarf von etwa 35 % [Richter, 2017; Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, 2016, S. 4, 2018, S. 33].
Hinzu kommt der physisch und psychisch höchst anspruchsvolle Arbeitsalltag der Pflegekräfte: Unfreiwillige Teilzeitbeschäftigung, eine unzureichende Personalausstattung und das Arbeiten unter Zeitdruck erschweren den Pflegekräften eine bedarfsgerechte Versorgung der hilfs- und pflegebedürftigen Menschen. Dadurch sinkt die Arbeitszufriedenheit.
Obwohl zudem ambulante Pflegedienste aufgrund ihrer Mitgliedschaft in einem der verschiedenen Verbände die Möglichkeit zur Vernetzung haben, wird diese kaum wahrgenommen. Der wahrgenommene Konkurrenzdruck aufgrund der angespannten Fachkräftesituation ist hoch. Aufgrund dessen wird eine gewinnbringende Zusammenarbeit mit anderen ambulanten Pflegeunternehmen, beispielsweise bei der Gewinnung ausländischer Fachkräfte, nicht umgesetzt.
Aufgrund der genannten Herausforderungen kommt der weiteren Ausgestaltung gesundheitserhaltender und attraktiver Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz sowie der Förderung der Vernetzung auch in Zukunft eine sehr hohe Bedeutung zu.
Ziel ist des Vorhabens PFLEX SACHSEN ist es, die Arbeitsqualität und Mitbestimmungs-/ gestaltungsform in Unternehmen der sächsischen Pflegewirtschaft zu verbessern, indem betriebliche Lern- und Experimentierräume als neue Form arbeitsintegrierten Lernens in Unternehmen der sächsischen Pflegewirtschaft etabliert werden. Zehn am Vorhaben beteiligte ambulante Unternehmen der Pflegewirtschaft entwickeln, erproben und integrieren betriebliche Lern- und Experimentierräume unter realen Bedingungen.
Darüber hinaus wird angestrebt, durch geeignete Wissensaufbereitung, Öffentlichkeitsarbeit und mediale Begleitung die gesellschaftliche Wertschätzung der ambulanten Pflege zu verbessern.
Zehn sächsische ambulante Pflegeunternehmen etablieren einen Lern- und Experimentierraum und entwickeln Lösungsansätze für neue Arbeits- und Organisationsprozesse. Im Anschluss an die Durchführung werden Handlungsempfehlungen zur Weiterarbeit ausgestellt.
In einem Wissens- und Kompetenzpool werden branchenspezifische Angebote für Unternehmen und Mitarbeitende der Pflegewirtschaft abgebildet und Erkenntnisse der Lern- und Experimentierräume der Allgemeinheit zugänglich gemacht.
Das Informationsangebot wird von einem umfangreichen Beratungsangebot für Pflegeunternehmen und Mitarbeitende (z.B. zur Modernisierung der betrieblichen Arbeitsorganisation und Schaffung einer beteiligungsorientierten Unternehmenskultur, Steigerung der Qualität der Arbeitsbedingungen, Stärkung der Sozialpartnerschaft und Schaffung von Voraussetzungen durch Empowerment von Beschäftigten) flankiert.
Es wird ein Netzwerk von 70 Unternehmen der Pflegewirtschaft mit dem Schwerpunkt der ambulanten Pflege etabliert.
Herr Prof. Dr.-Ing. Michael Uhlmann
uhlmann(at)atb-chemnitz.de
Frau Marit Bartetzko
bartetzko@atb-chemnitz.de