„Carus Interprofessionell“ ist ein von der Robert Bosch-Stiftung gefördertes Vorhaben, bei dem Medizinstudierende, Auszubildende der Kinder- und Krankenpflege sowie der Physiotherapie gemeinsam und insbesondere voneinander lernen. Dies erfolgt ganz praktisch: Im Medizinischen Interprofessionellen Trainingszentrum (kurz: MITZ), das von der Uniklinik und der Carus Akademie gesteuert wird, kommen die Auszubildenden der unterschiedlichen Berufsgruppen zusammen. Durch Szenarien mit Schauspieler*innen und anschließende Fallbesprechungen oder durch Untersuchungskurse lernen die künftigen Pflegekräfte, Mediziner*innen und Physiotherapeut*innen nicht nur die Herangehensweise an Krankheitsfälle. Denn siestärken dadurch auch die Zusammenarbeit über die berufliche Profession hinweg und nehmen sich Anregungen von der Arbeit der Anderen für die eigene Tätigkeit mit.
Frau Krumm und Frau Bibrack bemerkten, dass besonders die interprofessionelle Lehre die Zusammenarbeit und die Wertschätzung unter den Berufsgruppen befördert. Mit Blick auf die zukünftigen Entwicklungen in der Ausbildung von Medizinstudierenden und Krankenpfleger*innen ist dies auch besonders notwendig: Für Medizinstudierende ist ab 2025 die Vermittlung interprofessioneller Kompetenzen verpflichtend. Beispielsweise können sie einen Teil des Pflegepraktikums in der ambulanten Pflege absolvieren. Auch in der generalistischen Pflegeausbildung ist interprofessionelles Handeln integriert: Ein 400 Stunden umfassendes Pflichtpraktikum in der ambulanten Akut- und Langzeitpflege und die Ausrichtung der Ausbildung auf die Versorgung von Menschen vom Baby bis Seniorenalter führen zu einer vermehrten Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen.
Dies muss gelehrt und gelernt werden: Frau Krumm und Frau Bibrack berichteten, dass durch „Carus Interprofessionell“ die Akzeptanz, das Verständnis und die Wertschätzung der Auszubildenden für die anderen Berufsgruppen gestärkt werden.
Für die ambulante Pflege ergeben sich daraus die Chancen, dass die Versorgungsqualität der Patient*innen durch eine gezielte interprofessionelle Kommunikation und Zusammenarbeit befördert wird. Auch können „Versorgungslücken“ durch eine längere ambulante Versorgung geschlossen werden. Darüber hinaus erweitern nichtärztliche Berufsgruppen ihre Kompetenzfelder, was sich wiederrum äußerst positiv auf die Rollenbilder auswirkt. Natürlich brauchen diese Entwicklungen Zeit. Traditionelle Strukturen, hierarchische Einordnung von Gesundheitsberufen und rechtlich begrenzte Handlungsspielräume stehen den positiven Entwicklungen durch interprofessionelles Lernen aktuell noch im Weg. Aber hier hilft es sich klar zu werden, dass ein solches Aufbrechen von traditionellen Berufsrollen und hierarchischer Strukturen Zeit, Geduld und Engagement braucht. Engagement, wie es zum Beispiel in „Carus Interprofessionell“ gezeigt wird.