Als die AOK PLUS 2020 mit dem Wunsch einer gemeinsamen Zusammenarbeit auf uns zukam, machte uns das ziemlich stolz. Denn sie suchten einen Partner, der die Themen Gesundheit und Führung zusammenbringt und dabei vor allem kleine und mittlere Unternehmen erreicht. Unsere branchenübergreifenden Austauschformate waren dafür bestens geeignet! So startete die erste „Führung bewegt“-Runde im September 2020 mit 14 Teilnehmenden. Das Workshopskonzept wurde von den Teilnehmenden so gut angenommen, dass wir uns gemeinsam mit der AOK PLUS entschieden, die Reihe 2021 fortzusetzen. Was dann geschah, damit hatten auch wir nicht gerechnet: Statt wieder einen Kurs mit max. 15 Personen zu besetzen, war die Nachfrage so groß, dass wir gleich zwei parallellaufende Gruppen mit je 17 Teilnehmenden starten konnten. Nun feiern beide Kurse bereits Bergfest.
Aktuelles
Halbzeit in Führung bewegt – Gesundheit.Gemeinsam.Gestärkt
Das besondere an all unseren Workshopreihen ist, dass zwar Hauptthemen wie Gesund Führen oder Kommunikation feststehen, aber unsere Teilnehmenden die genauen Workshopinhalte stets mitbestimmen können. Von unseren Auftaktworkshops im Mai 2021 hatten wir bereits berichtet. Die Kursmitglieder lernten sich kennen und tauschten sich über die Eigenschaften einer erfolgreichen Führungskraft aus. Auch der zweite Workshopblock zur Gesunden Führung verlief in beiden Kursen gleich. Schwerpunkte waren die gesunde Selbstführung, Präsentismus und die 6 Dimensionen Gesunder Führung nach dem „do care!®“-Konzept von Dr. Matyssek. Die Teilnehmenden stellten fest, dass Gesund Führen bedeutet, dafür zu sorgen, dass sich alle – auch sie selbst als Führungskraft – am Arbeitsplatz wohler fühlen. Denn um andere gesund führen zu können, muss bzw. sollte man selbst gesund sein. Der erste und wichtigste Schritt besteht darin, mit sich selbst gesund umzugehen. Wir zeigten, welchen Einfluss Führungskräfte auf die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden haben. Anhand eines realen Fallbeispiel zu kränkendem Führungsverhalten stellten wir fest, dass Führungskräfte auf jeden Fall ein Einflussfaktor auf die Gesundheit bzw. das Wohlbefinden anderer sind, aber keineswegs der Einzige. Außerdem sprachen wir über die Grenzen Gesunder Führung. Besonders engagierte Führungskräfte neigen nämlich dazu, sich für ihre Mitarbeitenden zu sehr aufzuopfern. Wichtig ist, die eigene Rolle klar zu definieren und sich zu verdeutlichen, dass man als Führungskraft keine therapeutische Funktion einnehmen kann, sondern dies unbedingt in die Hände von Profis gehört.
Wie kann ich als Führungskraft nun erkennen, ob ich eine Grenze des gesunden Führens erreicht habe? Wenn Sie die folgenden Beschreibungen aus eigener Erfahrung kennen, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass Sie sich einer Grenze des Gesunden Führen annähern:
- Sie denken auch in der Freizeit immer wieder nur über diesen einen Mitarbeitenden nach.
- Sie können selbst nicht abschalten oder haben ein schlechtes Gewissen, dem/der anderen gegenüber, gerade weil sie sich selbst erholen.
Wichtig ist, seine eigenen Grenzen (frühzeitig) zu (er)kennen und betroffenen Mitarbeitenden die Hilfsangebote zu vermitteln, die für ihn/sie nötig sind. Gesund Führen bedeutet nämlich auch, seine eigenen Grenzen einzuhalten und nicht alle Probleme der Mitarbeitenden selbst lösen zu müssen.
Ab dem dritten Workshopblock trennten sich dann vorerst die thematischen Wege unserer beiden Führung bewegt-Gruppen.
Während Gruppe eins tiefer in die Themen Self-Care, Resilienz und Stressmanagement eintauchte, beschäftigte sich Gruppe zwei mit dem weiten Feld der Kommunikation.
Die Teilnehmenden der ersten Gruppe erfuhren, was es mit Resilienz als Führungskraft auf sich hat, wie wichtig diese in der heutigen Welt ist und wie man sich selbst darin üben kann. Darüber hinaus wurde diskutiert, wie man sich selbst als Führungskraft etwas Gutes tun kann, um von der Arbeit abzuschalten. Das Stichwort lautet hier: Self-Care! Das Ganze wurde schließlich in die Themen „Selbstliebe und Selbststärkung“ eingebettet, welche ebenfalls wichtige Aspekte guter Führung darstellen. Weiter ging es im sechsten Workshop mit Stress und Stressmanagement: Anhand eines fiktiven Beispiels von zwei Kolleginnen, die sich unterschiedlich von der objektiv gleichen Aufgabenlast stressen lassen, wurde deutlich, dass das Empfinden von Stress etwas ganz Individuelles ist. Stressoren, die von außen auf die Menschen wirken, sind objektiv zu sehen – aber wie ein Mensch mit ihnen umgeht, hängt auch von seinen persönlichen Ressourcen ab. In diesem Zusammenhang tauschte sich die Gruppe über ihre persönlichen Stressoren aus und fand schnell einige Gemeinsamkeiten: schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie viele Termine in der Freizeit oder Aufgaben, die mit einem gewissen Zeitdruck verbunden sind, stellten für die Mehrzahl der Teilnehmenden Stressfaktoren dar. Basierend auf diesen Erkenntnissen schauten wir uns im nächsten Schritt an, wie man mit diesen stressenden Faktoren umgehen kann. Dabei stellte sich heraus, dass das Verhindern, Reduzieren und Vorbeugen von Stress nicht nur im Privaten stattfinden sollte, sondern bereits im beruflichen Alltag beginnt. Ob regelmäßige Pausen, kleine Spaziergänge, Atemübungen oder das Abschalten von Benachrichtigungen für konzentrierte Arbeitsphasen – die Möglichkeiten des aktiven Stressmanagements sind vielfältig. Dennoch gibt es kein Patentrezept, mit dem man Stress von heute auf Morgen aus seinem Leben verbannen kann. Wichtig ist, auf die Signale des eigenen Körpers zu achten und das zu tun, wovon man sich persönlich die größtmögliche Entlastung verspricht. Doch nicht nur der eigene Stress beschäftigte unsere Führungskräfte, sondern sie stellten sich auch die Frage: Wie kann ich Stresssymptome bei meinen Mitarbeitenden erkennen und sie unterstützen? Da sich Stress auf verschiedenen Ebenen äußern kann und von jedem Menschen völlig individuell ausgedrückt wird, ist dies keine leichte Aufgabe. Eine gute Ausgangsbasis bildet die Beobachtung der Mitarbeitenden. Stellt man über einen längeren Zeitraum hinweg Veränderungen des Verhaltens fest, sollte ein vertrauensvolles Gespräch gesucht werden. Hierbei kann über Ursachen und Unterstützungsbedarfe gesprochen werden.
Gruppe zwei widmete sich währenddessen den Grundlagen der Kommunikation und erkannte, dass Kommunikation – auch wenn wir Menschen immer und überall kommunizieren, ob wir wollen oder nicht – keineswegs trivial ist. Nachrichten können nämlich auf vier Ebenen gesendet und auch empfangen werden. Da der Empfänger immer die Botschaft einer Nachricht interpretiert, kommt sie folglich auch nicht immer so an, wie man sie gemeint hat. Gerade, wenn man zu mehreren und unterschiedlichen Personen im Arbeitskontext spricht, kann dies heikel werden und führt oft zu Missverständnissen. Um diesen vorzubeugen, ist das Wissen um die verschiedenen Ebenen der 4-Seiten- und Ohren einer Nachricht hilfreich. Darüber hinaus sollte man die Empfänger seiner Nachricht zumindest so gut kennen, um die Reaktionen oder Interpretationen einschätzen und ggf. entgegensteuern zu können. Eine gute Führungskraft kennt ihre direkten Mitarbeitenden und kann so abschätzen, wie sie reagieren. Gerade wenn man regelmäßig Feedback gibt und einholt, lernt man viel über die eigenen Mitarbeitenden und sich selbst. Dass Feedback mehr sein kann, als nur eine kurze Rückmeldung, wurde ebenfalls deutlich. Viele verbanden Feedback bisher „nur“ mit einer kurzen – meist positiven – Einschätzung, die man zwischen Tür und Angel gibt. Dabei sollte es sowohl aus Lob als auch aus Kritik bestehen. Warum? Feedback dient dem Zweck, blinde Flecken zu beseitigen, um Stärken zu stärken und Schwächen zu minimieren. Außerdem wurde darüber diskutiert, ob Mitarbeitergespräche überhaupt noch notwendig sind, wenn doch regelmäßig konstruktives Feedback gegeben wird. Wir sagen: Ja. Feedback und Mitarbeitergespräche weisen in ihrer Durchführung zwar Gemeinsamkeiten auf, unterscheiden sich aber auch in einigen Punkten. Zum Beispiel ist Feedback immer nur auf eine konkrete Situation bezogen, während Mitarbeitergespräche auf einen längeren Zeitraum zurückblicken und auch Wünsche für die Zukunft beinhalten.
Mit diesen Erkenntnissen endete unser Bergfest in Führung bewegt – Gesundheit.Gemeinsam.Gestärkt.
Was sich die Teilnehmenden für die nächsten Workshops gewünscht haben?
Konfliktmanagement, Motivation & Bindung warten noch auf beide Gruppen. Gruppe eins bespricht darüber hinaus noch die Themen Führung auf Distanz und New Work, während Gruppe zwei sich noch zu Stressmanagement und Resilienz austauschen wird.
Wir freuen uns weiterhin auf interessante Erfahrungsaustausche und die Unternehmensvorstellungen unserer Teilnehmenden, für die wir am Ende jedes Workshops eine viertel Stunde einplanen!