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Ausbilder Klaus

„Wir sind dabei, eine ganze Generation von potenziellen Fachkräften zu verlieren“

Das neue Ausbildungsjahr beginnt bals. Ab 1.8.2024 starten wieder hunderte von jungen Leuten voller Vorfreude, Erwartungen aber bestimmt auch Ängsten oder zumindest Ungewissheit in ein neues, wichtiges Kaptiel ihres Lebens. Sie werden Azubis in Ihrem Unternehmen sein.

 

Und danach? Werden sie nach der Ausbildung in Ihrem Betrieb bleiben? Werden sie die Ausbildung überhaupt erfolgreich zu Ende bringen? Warum ein Ausbildungsabbruch nicht nur etwas mit schulischen Leistungen oder dem Charakter des Azubis zu tun, weiß Klaus. Er sieht auch die Art und Weise, wie jungen Menschen heute ausgebildet werden, als Problem. Doch lesen Sie selbst: 

 

 

 

 

 

Klaus ist 40 Jahre alt und arbeitet seit über zwanzig Jahren im gleichen Produktionsbetrieb. Er ist Ausbilder und hatte schon viele Generationen von Azubis durch ihre Lehrzeit begleitet. In letzter Zeit jedoch wuchs in ihm eine Unzufriedenheit, die er nicht mehr ignorieren kann.

 

Als er selbst vor über zwei Jahrzehnten seine Ausbildung begann, war alles anders. „Damals“, erinnert sich Klaus oft nostalgisch, „durfte ich schon im ersten Monat in alle Abteilungen reinschnuppern.“ Er hatte die Möglichkeit gehabt, die verschiedenen Facetten der Produktion kennenzulernen: von der Montage über die Qualitätskontrolle bis hin zur Logistik. Diese Vielfalt hatte ihn motiviert und ihm geholfen, ein umfassendes Verständnis für die Arbeitsprozesse zu entwickeln.

 

 

Doch heute ist das anders. Die neuen Azubis, die in die Firma kommen, werden erst einmal wochenlang an die Presse gestellt. Jeden Tag die gleiche monotone Arbeit, Stunde um Stunde. Klaus beobachtet, wie die jungen Leute, voller Erwartungen und Tatendrang, nach und nach ihre Motivation verlieren. „Die Azubis sind doch keine billigen Arbeitskräfte für die sogenannte Drecksarbeit“, dachte Klaus verbittert. Aber genauso fühlt es sich an.

 

Bei der Betriebsleitung hatte er bereits mehrfach versucht, das Thema anzusprechen. „Es kann doch nicht sein, dass unsere Lehrlinge in ihrem ersten Lehrjahr nur an der Presse stehen. Sie brauchen Abwechslung und eine breite Ausbildung, um wirklich etwas zu lernen und sich zu entwickeln“, argumentierte er leidenschaftlich. Doch seine Worte stießen bisher auf taube Ohren. Die Produktionsleitung sieht in den Azubis eine kostengünstige Möglichkeit, die ständig wachsende Nachfrage zu bewältigen. Effizienz und Kostenersparnis stehen im Vordergrund, nicht die Ausbildung.

 

 

Ein Gedanke lässt Klaus seitdem nicht los: „Würde ich, wenn ich heute nochmal 16 wäre, überhaupt nochmal hier anfangen?“ Die Frage nagt an ihm. Er denkt an seine eigenen Lehrjahre, an die Vielfalt der Aufgaben, die ihn damals begeistert hatten. Es waren diese Erfahrungen, die ihn an den Betrieb gebunden hatten.

 

Aber heute? Würde er einem 16-Jährigen empfehlen, in einen Betrieb zu gehen, in dem die Ausbildung auf monotone Tätigkeiten reduziert war? Wahrscheinlich nicht. „Wir sind dabei, eine ganze Generation von potenziellen Fachkräften zu verlieren“, dachte Klaus traurig. Er weiß, dass eine gute Ausbildung der Grundstein für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn ist. Aber unter den aktuellen Bedingungen scheint dieser Grundstein immer mehr zu bröckeln.

 

 

Klaus gibt dennoch nicht auf. Er will weiterhin für die Rechte und die Bildung der Azubis kämpfen und jeden neuen Lehrling so gut es geht unterstützen und ihnen zeigen, dass es auch noch andere Aspekte des Berufs gibt, die es zu entdecken lohnt.

 

Jetzt kennen Sie die Geschichte von Ausbilder Klaus. Wie ist das bei Ihnen?

  • Würden Sie in Ihrem Unternehmen gern Azubi sein?
  • Was könnte in der Ausbildung verbessert werden?
  • Wie arbeitet es sich in und mit verschiedenen Generationen?

 

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