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Aktuelles

30 Jahre ATB - Das wurde gefeiert

Am 14.06.2022 war es endlich soweit: Mit einem Jahr Verspätung konnten wir unser 30-jähriges Firmenjubiläum mit vielen Gästen und spannenden Themen feiern.

13:30 Uhr: Das Wetter könnte kaum besser sein. Angenehme 23 °C und Sonne. Im Veranstaltungsraum der Villa Esche, im Dachgeschoss, haben wir seit 12:00 Uhr fleißig aufgebaut. Das Videoteam von MIKOMI hat bereits die ersten Bilder eingefangen. Nun warten wir gespannt auf unsere Gäste. Die ersten haben es schon nach oben geschafft. Gespräche beginnen. Getränke werden gereicht. Interessierte Blicke fallen auf unsere Auslagen. 

 

Etwa eine halbe Stunde später sind dann alle geladenen Gäste da. Es kann losgehen.

 

Das Wort hat zunächst unser Gesellschafter Dr. Wolfram Risch. Es folgt das Grußwort von Christoph Neuberg, dem zukünftigen Hauptgeschäftsführer der IHK Chemnitz: „Die ATB hat den Strukturwandel in der Region von Anfang an begleitet, sie ist Vorreiter bei den Themen Demografie und Digitalisierung“. Nicht nur mit Blick auf Europa befinden wir uns in einer Zeitenwende. Während es vor rund 15 Jahren noch einen Fachkräfteüberschuss gab, sehen sich Unternehmen einem immer größer werdenden Fachkräftemangel gegenüber. Dieser wird sich auch so schnell nicht beheben lassen. Daher gilt es, neue Arbeitszeitmodelle auszuprobieren und anzubieten. Unternehmen sind gefordert, ihre Arbeitsorganisation zu überdenken und neue Wege zu gehen. Dabei dabei unterstützen wir.

 

Flexibilität als betrieblicher Erfolgsfaktor

 

Diesem Grußwort konnte unser Geschäftsführer Michael Uhlmann nur beipflichten: Flexibilität ist ein betrieblicher Erfolgsfaktor. Diese Flexibilität kann nur entstehen, wenn die betrieblichen Abläufe ineinander greifen. Es bedarf abteilungsübergreifender Veränderungen, die Führungs- und Teamebene gleichermaßen fordern. Schnittstellen zwischen Kund:innen, Zulieferern und Mitarbeitenden müssen besser miteinander verzahnt werden. Arbeitsplätze müssen sich an den Wandel anpassen. Begleitende Kompetenzentwicklung spielt eine zentrale Rolle. Dabei erwerben nicht nur Mitarbeitende Kompetenzen. Nein - der gesamte Betrieb wird zu einem lernenden System. In einem solchen System gibt es für kleine bis große Herausforderungen verschiedene – flexible – Lösungsmöglichkeiten, z.B. betriebliche Kümmerer, Workhacks oder Lern- und Experimentierräume. Alle Methoden basieren auf der Beteiligung der Mitarbeitenden und dem Prinzip, Betroffene zu Beteiligten zu machen. Die Nutzung der kollektiven Intuition bringt das Unternehmen voran, hilft Herausforderungen zu meistern und wirkt außerdem motivierend und bindend auf das Personal.

 

Heute für morgen qualifizieren

Um diese Beteiligung und somit die Flexibilität zu entwickeln, bedarf es Wissen und Weiterbildung. Das stellte Angelika C. Bullinger-Hoffmann – Professorin für Arbeitswissenschaften und Innovationsmanagement an der TU Chemnitz – beeindruckend hervor. Es geht nicht nur um Fachkompetenzen. Um sich heute für morgen qualifizieren zu können, werden soziale und humane Kompetenzen immer wichtiger, ebenso wie technologische und digitale. Diese Kompetenzen werden schon jetzt kaum noch über den klassischen Frontalunterricht vermittelt. Warum auch? Frontalunterricht ist selten interaktiv und kann sich nur bedingt flexibel an die Bedarfe der Lernenden anpassen. Stattdessen sind vielfältige Angebote wichtig, die alle Lerntypen abholen und ihnen Spaß machen. Richtig: Lernen darf auch lustig sein! Schließlich sollen die Inhalte verinnerlicht werden. Wird die Lernerfahrung mit einem positiven Gefühl verknüpft, klappt das besser. An dieser Stelle sind auch die Lehrenden gefragt. Naturgemäß bereiten Referent:innen und Dozent:innen Lehrmaterial so auf, wie es ihnen gefällt. Ziel ist es aber, die Lernenden zu erreichen. Es geht also darum, dass Lehrmaterialen den Lernenden gefallen – schließlich muss der Köder ja auch dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.

 

Dies spiegelte sich auch in der anschließenden Gesprächsrunde wider. Unter Moderation von Undine Schmalfuß (MIKOMI), kamen Christin Bergmann (Rosskopf & Partner AG), Dr. Katrin Ihle (SMWA), Dirk Vogel (AMZ-Netzwerk / RKW Sachsen GmbH), unsere Mitarbeiterin Marit Bartetzko zu dem Schluss, dass Weiterbildung und Wissensvermittlung zunächst bei den Themen ansetzen muss, die die Mitarbeitenden interessieren. Christin Bergmann berichtet bspw. von der Digitalisierungsentwicklung in ihrem Unternehmen. Natürlich waren nicht alle Mitarbeitenden begeistert. „Das ging doch sonst auch immer so“. Um auch die Skeptiker und weniger technikaffinen Mitarbeitenden für sich zu gewinnen, setzte das Unternehmen bei der digitalen Urlaubsplanung und dem Speiseplan an – beides Dinge, die für alle Mitarbeitenden von großer Bedeutung sind. Heute ist E-Learning Bestandteil des Weiterbildungskonzeptes.

 

Dr. Katrin Ihle betonte indes die Bedeutung von Quereinsteigern. Unternehmen können es sich schlichtweg nicht mehr leisten, nur nach Fachkräften zu schauen. Arbeitskräfte müssen grundsätzlich betrachtet werden. Außerdem sind Arbeitgeber:innen gezwungen, mit den Mitarbeitenden zu planen, die ihnen zur Verfügung stehen. Auf flächendeckende Zu- oder Rückwanderung zu hoffen, bringe nichts. Dafür sei das regionale oder das Image der jeweiligen Branche schlechter als anderswo. Umso wichtiger sei es daher, auch ausländische Arbeitnehmende für Sachsen zu begeistern und sie zu „Sachsen-Multiplikator:innen“ in ihrem Heimatland zu machen. Das ist eine Aufgabe, der sich die Unternehmen nicht allein stellen müssen. Bund und Länder stellen jedes Jahr viel Geld für Förderung zur Verfügung, das durch Firmen wie zum Beispiel der ATB in Projekten mittels Beratung, Begleitung, Workshops und vielem mehr zu den Unternehmen gelangt. Dennoch, so betonte Frau Bergmann, sehen sich Unternehmen bei der Inanspruchnahme dieser Förderung auch Hürden gegenüber. Diese werden immer dann sichtbar, wenn sich Niederlassungen in verschiedenen Bundesländern und sogar Landkreisen befinden. Hier bedarf es Nachjustierung von Seiten des Gesetzgebers.

 

In PFLEX Sachsen gelingt diese landkreisübergreifende Förderung bereits. Ambulante Pflegedienste werden in gemeinsamen interaktiven Austauschen zusammengebracht und darüber hinaus direkt in ihrer jeweiligen Praxis begleitet. Die Pflegekräfte sind somit nicht nur Lernende, sondern auch Impulsgebende und Gestalter:innen. Das Erarbeitete fließt direkt in den Arbeitsalltag ein. Auf diese Weise ist ein nachhaltiger Lerneffekt garantiert. Das Konzept fußt auf individuell anpassbaren Lernbausteinen, statt auf einem starren Veranstaltungsplan.

 

Dieses Vorgehen unterstützt auch Dirk Vogel und betonte, dass Lernbausteine DAS Thema seien, und nicht große Weiterbildungspakete.

 

Vertiefung

 

 

Vernetzungspause

Gegen 16:00 Uhr ging es in die Vernetzungspause. Das tat der Diskussion jedoch keinen Abbruch. Im Gegenteil. Einige unserer Gäste griffen das Thema sofort auf und teilten ihre Erfahrungen mit uns. Die Meinung von Dirk Vogel fand sich in diesen Erfahrungen wieder. Gleichsam wurde der Unmut über die von Christin Bergmann angesprochenen Hürden bei unterschiedlichen Standorten geteilt. Zwischenbilanz: Es wird schon viel gemacht, aber es ist noch Luft nach oben.

 

Während dessen nutzte das Videoteam von MIKOMI die Gelegenheit, die Atmosphäre der Veranstaltung in bewegten Bildern festzuhalten und Interviews zu führen. Das fertige Produkt können Sie sich hier  anschauen.

 

Nach knapp einer halben Stunde hieß es wieder: Bitte Plätze einnehmen, es geht weiter.


 

Künstliche Intelligenz – neue Impulse für Wertschöpfung und Arbeitsgestaltung

Wir widmeten uns dem zweiten großen Thema des Tages – Künstliche Intelligenz. Prof. Wilhelm Bauer, Institutsleiter am Fraunhofer IAO in Stuttgart gab neue Impulse für Wertschöpfung und Arbeitsgestaltung. Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung zwingen Wirtschaft und Gesellschaft zum Handeln. Insbesondere letzteres ist mit Blick auf die aktuelle Situation in Europa in den Fokus gerückt. Für diese Herausforderungen bedarf es einer Transformation der Wertschöpfung an sich. Das bedeutet ganzheitlich Denken. Alle Bereiche sind zu integrieren – von den technischen Voraussetzungen bis hin zu den Rahmenbedingungen, um sie entsprechend nutzen zu können. Künstliche Intelligenz (KI) soll dabei den Menschen unterstützen und ihn nicht überflüssig machen. Es ginge vielmehr darum, Aufgaben an die KI abzugeben und Tätigkeiten autonom ausführen zu lassen. Dennoch benötige man entsprechende IT-Fachkräfte, um das System an die Bedarfe des Unternehmens anzupassen.

 

Auch nach diesem Impuls wollten wir Vertreter aus Politik und Wirtschaft zu Wort kommen lassen. Dr. Felix Erler (Zentrum digitale Arbeit/Arbeit und Leben Sachsen e.V.), Kai-Uwe Kaden (FusionSystems GmbH) und Tobias Sanders (ATB gGmbH) stellten sich den Fragen von Peter Neumann (MDR Sachsen). Die Herrenrunde kam zu dem Schluss, dass die aktuelle Entwicklung besonders Nachwuchskräfte anspricht, denn besonders deren Fähigkeiten versprechen (z.B. mit Digitalisierung und KI oder digitaler Fortbildung) einen höheren Wert für die Firma. Das übersteigt derzeit die Möglichkeiten der meisten sächsischen kleinen und mittleren Unternehmen. Außerdem dürfen Unternehmen und Entwickler*innen gleichermaßen nicht außer Acht lassen, dass es immer Menschen geben wird, die aus verschiedenen Gründen, lediglich Basisarbeiten ausführen können oder wollen. Diese Mitarbeitenden dürfen nicht auf der Strecke bleiben. Im Zukunftszentrum Sachsen, so Tobias Sanders, habe sich gezeigt, dass Lernsettings entwickelt werden müssen, die an den Bedarfen der Mitarbeitenden anknüpfen, um Veränderungen anzustoßen und Prozesse zu begleiten. Prof. Bauer regte dazu eine Upskilling-Akademie an. Weiterbildung sollte auf vorhandene Berufe aufsetzen. An dieser Stelle schließt sich der Kreis zu unserem ersten Thema.

 

Vertiefung

 

Mit Strukturwandel und Lernen fing alles an! Und heute?

Zum Schluss ergriff noch einmal Dr. Wolfram Risch das Wort. Gemeinsam mit Walter Ganz und Prof. Michael Uhlmann blickte er auf die letzten – coronabedingt mittlerweile - 31 Jahre zurück und schaute nach vorn. Unser 5-Jahres- Plan:

 

Wichtig ist ein ganzheitlicher Blick auf die Arbeit, KMU waren unsere Zielgruppe von Anfang an. Es gab zahlreiche Stolpersteine, aber wir feiern 31 Jahre ATB und es geht uns gut. Die ATB gGmbH ist eine Marke geworden. Für die Zukunft brauchen wir Agilität, Wandel und Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Themen. Nicht nur das, sondern die ATB muss selbst Themen setzen und diese in der Region bzw. mit Partnern umsetzen. Die Zukunft der Arbeit ist auch Thema in der ATB. Wir werden die Kompetenzen der Mitarbeitenden noch stärker aufnehmen und passfähig machen. Unsere Antennen sind offen für Partner und in unseren Projekten gilt es, Betroffene zu Beteiligten zu machen.“

 

Mit diesen Worten lud Michael Uhlmann gegen 17:30 Uhr die Gäste zum Sektempfang mit interessanten Einblicken und Informationen zur Geschichte der Villa Escheund und anschließendem get together ein. Pünktlich 18:00 Uhr wurde dann das Buffet eröffnet. Bei Livemusik und immer noch fabelhaftem Wetter kamen unsere Gäste untereinander und mit uns ins Gespräch. Neben viel Lob für unsere Veranstaltung und dem guten Essen, entstanden einige neue Ideen zur Zusammenarbeit, um gemeinsam die Arbeitswelt in Sachsen attraktiver zu gestalten. Wir freuen uns auf diese Zusammenarbeit und auf (mindestens) noch weitere 30 Jahre!

 

Veranstaltungen

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